D i e  K r o n e  d e s  R e i c h e s

 

W i e n :

 

Die Amerikaner hatten Dr. Fries zugesagt, die Reichskrone an den Ort, wo sie einst niedergelegt worden war, zurückzubringen. Sie hätten sich nicht an ihre Zusage halten müssen. Niemand hätte sie hindern können,  die Reichskrone entweder zu vernichten oder sie wie das mittelalterliche Elfenbeintäfelchen über den Atlantik zu verschiffen.

 

Die Amerikaner haben sich an ihre Zusage gehalten.

Warum?

Glaubten die Sieger, daß  die Reichskrone dort, wo sie  schon einmal 142 Jahre lang dem Reich vorenthalten worden war, besser von dem Reichsvolk abgeschnitten sei, als wenn sie wie einst der Waise den Blicken der Deutschen für immer entzogen wurde? Trauten die Eroberer einer unsichtbaren Krone mehr Kraft zu als einer sichtbaren?  Oder war es etwa die Kraft der Reichskrone selbst, welche die allenthalben zur Schau getragene Roheit dieser transatlantischen Abenteurer bezwang?

 

Versuche der Nürnberger, die Besatzer vom Verwahrungsrecht ihrer Stadt zu überzeugen, blieben erwartungsgemäß ohne Folge. Am 15.Dezember 1945 bekam das Hauptquartier der US - Streitkräfte in Europa  die endgültige Anweisung aus Washington, die "Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches von der US - Zone Deutschlands in die Gewahrsame des Hauptquartiers der US - Streitkräfte in Österreich zwecks Übergabe an die österreichische Regierung zu transferieren." Österreich war inzwischen zum dritten Male gewaltsam vom Reich abgetrennt worden.

 

Am 3.Januar 1946, nachdem noch zusätzlich ein entsprechender Antrag der frisch installierten österreichischen Regierung in Nürnberg eingegangen war, wurde der gesamte Reichsschatz den Besatzern übergeben, um am folgenden Tage, wiederum ohne Beisein des Reichsvolkes, per Flugzeug  zurück in die alte Kaiserstadt befördert zu werden. Der General der US - Streitkräfte in Österreich übergab ihn dann, wie verabredet,  der neuen österreichischen Regierung. Ab 1. Januar 1954  werden in der wiedereröffneten Schatzkammer der Wiener Hofburg  die Reichskrone mit den Reichskleinodien wie einst vor 1938 dem Publikum vorgestellt.

 

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